23.11.2005

ABS und fzs kritisieren neue HRK-Pläne

Beschlussvorlage greift BAföG an und fordert mehr Studiengebühren

Berlin (fzs/ABS). Nach Informationen des Aktionsbündnisses gegen  Studiengebühren will die Hochschulrektorenkonferenz auf ihrer  heutigen Plenarsitzung über „Empfehlungen zur künftigen  Studienfinanzierung“ beschließen. Das Papier, das am Donnerstag  veröffentlich werden soll, sieht neben effektiv höheren  Studiengebühren auch einen Angriff auf das BAföG vor. Das  Aktionsbündnis gegen Studiengebühren (ABS) und der freie  zusammenschluss von studentInnenschaften (fzs) zeigten sich entsetzt  und appellierten an die Rektorinnen und Rektoren, dem Vorschlag nicht  zu folgen.

„Den bildungspolitischen Konsens von Chancengleichheit durch  Gebührenfreiheit hat die HRK in der Amtszeit von Präsident Gaehtgens  ja schon aufgekündigt, jetzt sollen auch alle Ausnahmeregelungen  wegfallen und das BAföG abgeschafft werden“, kommentiert Regina Weber  vom Vorstand des fzs.

Zur Finanzierung des Lebensunterhaltes schlägt das HRK-Papier ein Modell vor, das für alle Studierenden und ihre Familien eine massive  finanzielle Verschlechterung bedeuten würde. Den Eltern sollen  zunächst Kindergeld und Steuerfreibeträge gestrichen werden. Die Studierenden sollen einen Sockelbetrag von 200 bis 250 Euro erhalten,  Unterhaltsansprüche gegen die Eltern entfallen. Für den weiteren  Lebensunterhalt muss gejobbt oder auf verzinste Kredite  zurückgegriffen werden. Studierenden aus unteren Einkommensschichten  sollen einen kleinen Zuschuss erhalten.

 
"Die HRK fordern mit dem Vorschlag eine Verschuldung der meisten  Studierenden. Das ist eine klare Absage an alle finanzschwachen  jungen Menschen, die studieren möchten", so Weber. "Nicht umsonst ist  das BAföG-Darlehen unverzinst. Die Aussicht auf den neuen  Schuldenberg wäre für viele Studierende eine Katastrophe. Durch den  Wegfall der Unterhaltsansprüche wären noch viel mehr Studierende  darauf angewiesen, Arbeiten zu gehen oder Kredite aufzunehmen."

Die Vorlage hält daneben an der zusätzliche Verschuldung der  Studierenden durch Studiengebühren fest. Sie sollen effektiv sogar stärker belastet werden als derzeit geplant. Das Papier plädiert dafür, die von den Ländern geplanten Ausfallfonds, in die bis zu 40%  der Gelder fließen sollen, zu kippen. Stattdessen sollen die  Studierenden zusätzlich zu Studiengebühren Kreditversicherungen  abschließen müssen.

„Die Vorlage will den Studierenden neben den Gebühren also auch  gleich noch die Verwaltung der Gebühren und der Kredit- und  Schuldensystem auflasten. Das käme effektiv um 40% höheren  Studiengebühren gleich“, fasste Jochen Dahm, Geschäftsführer der ABS,  zusammen. Die Forderungen der Staat müsste einen Teil des  Kreditrisiko übernehmen und für die niedrige Zinsen garantieren, sind  aus Sicht des ABS unglaubwürdig. „Dann kann das Geld auch gleich in  die Gebührenfreiheit und die Hochschulen investiert werden“, so Dahm  weiter.

Aus Sicht von ABS und fzs muss die HRK Konsequenzen ziehen und  Gaehtgens zum Rücktritt auffordern. Wer sich öffentlich nicht von  Schulgeld distanziert, Studiengebühren mit dem angeblichen Reichtum  von Studierenden in Form Autos begründet und dann noch eine solche Vorlage zulässt, ist aus Sicht von ABS und fzs nicht tragbar.

ABS und fzs erinnerten daran das Studiengebühren in der HRK lange  Zeit, bis auf die jüngste Vergangenheit nicht mehrheitsfähig waren.  „Damals war der Mehrheit der RektorInnen bewusst, was sie heute scheinbar verdrängen: Dass Studiengebühren abgesehen von den fatalen  bildungs-, gesellschafts-, und sozialpolitischen Folgen auch in keinem  Land der Welt zu mehr Einnahem für die Hochschulen geführt haben. Der  Staat hat und wird sich immer bedienen“, so Dahm abschließend.


Aktionsbündnis gegen Studiengebühren - http://abs-nrw.de/presse/1562.html - Ausdruck erstellt am 11.10.2006, um 13:41:08 Uhr