Um zwanzig nach acht am Sonntagabend war alles vorbei. Der Kölner Rektor Axel Freimuth kam zusammen mit der Polizei, um das Rektorat seiner Uni räumen zu lassen, das Studenten seit zehn Tagen zum Protest gegen die Einführung von Studiengebühren besetzt gehalten hatten. Den 32 Besetzern blieb keine andere Chance, als den Rückzug anzutreten - und so trottete einer nach dem anderen mit hängendem Kopf heraus. Auf dem Platz vor dem Hauptgebäude wurden die Besetzer von rund 150 Studenten, die spontan zur Unterstützung gekommen waren, mit Jubel begrüßt.
Anders als am vergangenen Mittwoch, als es rund um eine geplante Senatssitzung zu Rangeleien zwischen Polizei und mehr als 1500 Studenten gekommen war, verlief die Räumung gestern problemlos. Etwa fünf Besetzer ließen sich unter dem Applaus ihrer Kommilitonen aus dem Gebäude tragen, alle anderen gingen freiwillig: "Im Gegensatz zu Mittwoch war alles sehr friedlich", zeigte sich Axel Freimuth erleichtert, "wir hatten das aber auch zusammen mit der Polizei generalstabsmäßig geplant."Ihm sei es wichtig gewesen, vor der Räumung noch einmal mit den Besetzern zu reden: "Da habe ich ihnen schon gesagt, dass es keine Anzeige geben wird, wenn sie friedlich gehen." Tatsächlich sei im Rektorat nichts zerstört worden, "wir müssen jetzt nur ein bisschen aufräumen", sagt Freimuth. Auf der historischen Rektorats-Truhe fand die zurückgekehrte Uni-Leitung sogar einen Zettel mit der Aufschrift: "Bitte nicht draufsetzen - antik!"[2] Aus seiner Sicht sei die Besetzung nun juristisch abgeschlossen, so der Rektor.
"Sie haben Polizisten, keine Argumente"
Die Einschätzung der Besetzer jedoch klingt ganz anders: "Axel Freimuth hat uns schon wieder belogen", sagt Sprecher Till Kühnhausen. Der Rektor habe ursprünglich versprochen, den Besetzern vorher Bescheid zu sagen, damit sie ihre Taschen, Schlafsäcke und Matratzen mitnehmen können. Außerdem sollten ihre Namen nicht notiert werden: "Trotzdem werden wir hier wie Schwerverbrecher von der Polizei an die Wand gestellt und gefilmt."
Jochen Dahm, Geschäftsführer des Aktionsbündnisses gegen Studiengebühren, interpretierte den Einsatz von zwei Hundertschaften als Schwäche: "Dies zeigt die Ohnmacht der Landesregierung. Sie haben Polizisten, keine Argumente." Das Aktionsbündnis hofft jetzt auf einen heißen Sommer mit großen Demos und vielen Aktionen[3].
Rektor Axel Freimuth will jetzt so schnell wie möglich zum normalen Tagesgeschäft zurückkehren. Am 24. Mai soll die nächste Senatssitzung stattfinden, in der dann auch über die Höhe der zukünftigen Studiengebühren in Köln entschieden wird: "Wir werden nicht zulassen, dass die Sitzung wie beim letzten Mal wieder torpediert wird", kündigt der Rektor an. Gegebenenfalls werde er deshalb auch wieder die Polizei einschalten. In der vergangenen Woche hatten sich 1500 Demonstranten vor dem Senatssaal versammelt, in dem sich der Rektor sicherheitshalber eingeschlossen hatte. Freimuth ließ sich schließlich von einer Hundertschaft durch den Pulk der Protestierenden ins Freie eskortieren[4].Auch die Studenten haben schon klare Vorstellungen, wie es weitergeht. Am 16. Mai findet eine landesweite Anti-Gebühren-Demonstration in Düsseldorf statt, "und zur Senatssitzung am 24. werden wir natürlich auch wieder kommen", sagt Till Kühnhausen.