04.05.2006
An der Uni Köln rumort es
Deutschlandfunk 04.05.2006
Deutschlandfunk 04.05.2006 · 14:35 Uhr
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An der Uni Köln rumort es.
Studentenproteste gegen Studiengebühren.
Von Britta Mersch
Letzte Woche gab es Proteste in Bochum und Essen, in dieser Woche sind die Proteste nach Köln geschwappt. Eigentlich wollte gestern der Kölner Senat tagen, doch Studenten, die gegen Studiengebühren protestieren, verhinderten, dass die Sitzung überhaupt eröffnet werden konnte. Und es geht noch weiter, sagen die Studenten
Studentenproteste gestern Nachmittag an der Uni Köln. Rund 1500 Studenten waren zusammen gekommen, um gegen die geplante Einführung von Studiengebühren zu demonstrieren. Sie hatten sich mit Trillerpfeifen und Megaphonen vor dem Saal versammelt, in dem der Senat der Uni Köln, das höchste Entscheidungsgremium, gestern tagen wollte. Eine der Demonstranten war Katrin, Studentin der Sozialwissenschaften.
"Wir sagen nein, weil sie unfair sind, weil nicht jeder die gleichen Möglichkeiten hat zu studieren. Und gerade jetzt die Studiengebühren. Es kann ja wohl nicht sein, dass Leute total verschuldet aus der Ausbildung herauskommen und keine Ahnung haben, wann sie das wieder zurückzahlen sollen. Wie ist das möglich in einem angeblichen Sozialstaat, wo angeblich Demokratie herrscht. Wo bleibt die Demokratie?"
Bei dem Lärm an der Uni Köln war an eine Senatssitzung nicht zu denken. Und sie war auch gar nicht möglich: Die meisten Senatsmitglieder hatten es vor den Protesten nicht mehr rechtzeitig in den Saal geschafft. Der Rektor und neun Mitarbeiter waren zwar pünktlich da, hatten dann aber wegen der Proteste die Türen verriegelt. Einige Senatoren warteten im Pulk der Studenten darauf, was passieren würde. So wie Gerd Hansen, Professor an der Heilpädagogischen Fakultät.
"Scheinbar ist jetzt hier der Eingang verwehrt. Die Sitzung soll um 15.15 anfangen und wenn die Senatoren nicht in den Raum kommen, dann wird die Sitzung auch nicht stattfinden können, so wie ich das einschätze."
Über eine Stunde saßen die Eingeschlossenen im Senatssaal fest. Dann ließ sich Rektor Axel Freimuth von der Polizei befreien. Mit einer Hundertschaft bahnten sie sich den Weg durch die Demonstranten. Unter den Studenten machte sich Unruhe breit.
Bis dahin war die Veranstaltung zwar laut, aber friedlich verlaufen. Doch nun waren alle angespannt und es kam zu Rangeleien. Studenten sprechen von einem brutalen Vorgehen der Polizei. Diese behauptet, umsichtig vorgegangen zu sein. Mit einer Eskorte brachte die Polizei Rektor und Mitarbeiter in der Nähe des Uni-Gebäudes in Sicherheit. Barbara Dauner-Lieb, Prorektorin der Uni Köln, beschreibt ihre Eindrücke nach dem Ende der Demonstrationen:
"Die Mehrzahl der Studenten war laut, aber nicht gewalttätig. Sie versuchen, ihr Anliegen zu artikulieren und haben das Gefühl, dass - wenn sie nicht Rabatz machen - sie nicht gehört werden. weil sonst sowieso schon alles für sie verloren ist. Es sind dazwischen einige, die nicht aus Köln sind und auch altersmäßig nicht zu den Studierenden passen. Man muss allerdings sagen, dass unglaublich darauf geachtet wurde, dass niemand zu Schaden kommt. Das war bisher alles sehr rücksichtsvoll, was Gewalt gegen Personen betrifft."
Doch damit ist die Sache noch nicht beendet: Einige Studenten fordern jetzt den Rücktritt des Rektors Axel Freimuth und werfen ihm sogar vor, gewalttätig seine Interessen durchzusetzen. Im Plenum wird heute darüber debattiert. Studentensprecher Dietmar Ilsen.
"Wir haben das im Plenum nicht gefordert, sondern das waren Fachschaften, die gesehen haben, wie da die Polizei vorgegangen ist gegen die Demonstranten, die zwar lautstark waren, die gegen die Tür gehämmert haben auch, die keinerlei Gewalt gegen Personen angewendet haben. Und ein Rektor, der die Polizei auf die Studierenden losgehen lässt, die Polizei, die mit viel zu wenigen Leuten da war und deswegen sehr aggressiv vorgegangen ist. Auch brutal, es gab Verletzungen, es gab Leute, die die Treppe heruntergestoßen wurden und ich kann schon sagen, dass die Forderung der Fachschaft da berechtigt ist."
Klar ist heute: Die Proteste gehen weiter, und sie werden wohl auch noch eine ganze Weile andauern. Weitere Aktionen sind schon in Planung. Und bis auf weiteres bleibt auch das Rektorat besetzt. Peter Förster, einer der Organisatoren.
"Gestern war erst mal die Hauptaktion, worauf der Fokus war in den letzten Tagen, dass man auf diese Senatssitzung hinarbeitet und da Studenten mobilisiert. Und inhaltlich klar macht, worum es geht. Und das ist jetzt erst mal sehr erfolgreich für uns verlaufen. Und jetzt müssen wir erst mal zusammen wieder basisdemokratisch entscheiden, wie wir weiter vorgehen werden."
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